Einzelhandel steht nicht vor Lagerproblem, sondern vor Informationsdefizit
In den letzten Jahren haben Einzelhändler immer wieder mit leeren Regalen, Lieferverzögerungen und unzufriedenen Kunden zu kämpfen. Die Ursache? Nicht unbedingt ein Mangel an Produkten, sondern ein Mangel an Transparenz und Kontrolle über die Lieferkette. Und zwar vor allem in dem Teil der Kette, auf den die Einzelhändler am wenigsten Einfluss haben: die Lieferanten.
Kluft zwischen Kundenerwartungen und betrieblicher Realität
Der moderne Verbraucher erwartet sofortige Verfügbarkeit, fehlerfreie Lieferungen und Aktualisierungen in Echtzeit. Doch während der Einzelhandel an der Front zunehmend digitaler und kundenorientierter wird, steckt das Backend des Betriebs oft in Excel-Listen, E-Mails und veralteten Systemen fest. Die Auftragsverwaltung ist starr, die Bestandsverwaltung basiert auf Annahmen, und das Kundenerlebnis leidet letztlich unter diesem blinden Fleck.
Die Wurzel des Problems: fragmentierte Informationen
Viele Einzelhändler verfügen über moderne ERP- oder WMS-Systeme, aber diese Systeme sind oft nicht oder nur teilweise mit denen der Lieferanten integriert. Dies führt zu Unstimmigkeiten im Bestellprozess. Lagerbestände, die „auf dem Papier“ verfügbar sind, erweisen sich in der Praxis als verspätet, beschädigt oder anderweitig reserviert. Bestellungen werden falsch eingeschätzt oder zu spät angepasst, und der Kunde muss sich mit Lieferrückständen oder falschen Lieferzeiten herumschlagen.
Die Lösung liegt in der Digitalisierung mit den Lieferanten
Es ist an der Zeit, die Digitalisierung der Lieferkette nicht nur in den eigenen vier Wänden zu organisieren, sondern sie auch auf die Lieferanten auszuweiten. Durch EDI-Integrationen oder Plattformen für die Zusammenarbeit in der Lieferkette können Einzelhändler ihre Lieferanten in Echtzeit in den Bestellprozess einbeziehen. Bedenken Sie:
- Bestandsaktualisierungen in Echtzeit von den Lieferanten in Ihrem eigenen System
- Automatische Auftragsbestätigungen und Lieferprognosen
- Track & Trace von Sendungen ab dem Zeitpunkt der Produktion
- Digitale Leistungsüberwachung von Lieferanten
Diese Formen der Integration bieten nicht nur mehr Kontrolle, sondern auch einen proaktiveren Ansatz: Abweichungen werden frühzeitig erkannt, so dass schneller gehandelt werden kann.
Ergebnis: ein besseres Kundenerlebnis und effizientere Abläufe
Durch die Digitalisierung auf der Lieferantenseite erhöhen Einzelhändler nicht nur die Lieferzuverlässigkeit, sondern reduzieren auch Ausfallkosten, Retouren und Überbestände. Außerdem können Zusagen an Kunden auf tatsächlichen Daten statt auf Schätzungen beruhen. Und das macht in einem Markt, in dem das Kundenerlebnis zum Wettbewerbsvorteil geworden ist, den Unterschied aus.
Schlussfolgerung
Einzelhändler, die wirklich kundenorientiert arbeiten wollen, müssen nicht nur in den vorderen Bereich, sondern auch in den hinteren Bereich ihrer Abläufe investieren – und zwar vor allem dort, wo es derzeit am wenigsten sichtbar ist: beim Lieferanten. Die Digitalisierung der Lieferkette macht nicht an der Eingangstür halt. Nur wenn wir die gesamte Kette digital vernetzen, können wir von einem zukunftssicheren Einzelhandel sprechen.

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